Da kommt sie. Die UN Konvention. Den Originaltext findet man unter: http://institut-fuer-menschenrechte.de/dav/Dokumente/UN%20BR%20Konvention.pdf. Uns betrifft der Artikel 24 und hier insbesondere Punkt (2), b): "...Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem integrativen, hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen und weiterführenden Schulen haben; ...".
Statt "integrativ" sollte "inklusiv" übersetzt werden. Inklusion bedeutet eben nicht Integration, da bei Integration davon ausgegangen werden kann, dass eine Aussonderung wieder rückgängig gemacht wird. Gemeint ist jedoch: es gibt keine Aussonderung.
Die afroamerikanische Feministin Pat Parker hat dies prägnant formuliert: „Erstens: vergiss, dass ich schwarz bin. Zweitens: vergiss nie, dass ich schwarz bin.“ Das könnten auch unsere Schülerinnen und Schüler formulieren: "Erstens: Vergiss, dass ich besonders bin. Zweitens: Vergiss nie, dass ich besonders bin."
Ich möchte jetzt nicht auf den freien und kostenlosen Zugang zu Pädagogik eingehen, dies könnte zu einem späteren Zeitpunkt geschehen. Fest steht, dass es bei Waldorfschulen (und die Johannes-Schule ist eine Waldorfschule) nicht irgend ein Prizip gibt, Schulgeld zu verlangen. Vielmehr sind es die Regularien des Staates, welche uns zwingen, als Bürgergesellschaft Beiträge zu bekommen um die Schulen zu erhalten.
Wesentlich ist der Zusammenhang zwischen Waldorfpädagogik und Inklusiver Pädagogik. Hier scheint sich unser pädagigischer Ansatz in wunderbarer Weise in neuer Sprache auszusprechen: Inklusion.
Da die Johannes-Schule eine Waldorfschule für Lern- und Erziehungshilfe ist, haben wir immer wieder mit diesen Klassifizierungen zu tun. Aus der Waldorfpädagogik heraus liesse sich nie eine Einteilung in Lernhilfe und Erziehungshilfe formulieren. Gleiches gilt für Inklusion.
Unsere Schüler kommen und werden gefördert. Dabei gilt nicht die "Defektologie" sondern der Ansatz, dass ein möglichst gesundes, betreuendes Umfeld hilft, im Sinne Pat Parkers besonderen Kindern eine gleichwertige Bildung anzubieten, wie dies in einer Waldorfschule geschieht.
Dabei ist die Frage nach Sonderung selbstverständlich nicht beantwortet. Wer Waldorfschulen genau betrachtet, findet an allen Schulen Elemente, welche gerade diesen inklusiven Ansatz fördern. Allein die Tasache, dass es sehr aufwendig und teuer ist, wirklich lebbare Verhältnisse zu schaffen, führt zur Sonderung. Viele Schülerinnen und Schüler bleiben übrigens an Waldorfschulen und haben möglicherweise die eine oder andere Chance verpasst, welche sie an der Johannes-Schule bekommen könnten.
Was Inklusion und Waldorfpädagogik eint: Allein der Mensch ist wichtig.
Reinhard Vieser