Das Jahr 2010 war mein Durchhaltejahr. Ein Jahr in dem es um Hopp oder Topp, um “oben bleiben” ging. Es gab weder richtige Misserfolge noch rechte Erfolge. Ich habe vielleicht noch nie so viel gearbeitet in meinem Leben aber ganz sicher noch nie so viel an unterschiedlichsten Baustellen. Auch hatte ich nie so ausgiebige und weit entfernte Urlaube (die auch dazu führten, dass ich mich entbehrlich fühlte).
Es war (m)ein Jahr des Konfliktes. Immer wieder habe ich die weisen Worte eines ehemaligen Vorstandes unseres Schulvereines erinnert: “Nicht jeder Konflikt muss im Streit enden”. Und so wie sich die Konflikte im Äußeren Leben zeigten, begleitet durch Naturkatastrophen und wirklich sichtbar unfähige Politiker, zeigten sich diese auch in meinem Arbeitsleben.
Oft fand ich nicht die Kraft (ich schiebe das gerne auf die “Zeit”), um diese Konflikte anzugehen. So gab es gehäuft Situationen, in denen schließlich das eintrat, was ich befürchtet hatte und das abwendbar gewesen wäre, hätte man nur früher nach meinem Rat gehandelt. Und doch hätten die betroffenen Menschen nicht das gelernt, was sie auf diese Weise lernten.
Begonnen hat in diesem Jahr alles mit einer Vertrauensfrage, die - zumindest bei mir - vieles geklärt hat. Das war, wie immer wenn es um das Lernen geht, schmerzhaft. Nach vielen Monaten kann ich noch immer nicht sagen, ob ich nun den Menschen um die es ging vertrauen kann. Ich bin mir aber sicher, dass es sich doch immer wieder lohnt einen gewissen Vertrauensvorschuss aufzubauen, auch um sich das mögliche Erlebnis des “sich getäuscht habens” nicht entgehen zu lassen. Auch sehr lehrreich und eben wieder schmerzhaft.
Nach dem diese Fragen einigermaßen geklärt waren, gab es Unsicherheiten bei der Finanzierung unserer Schule. Um die Fehlerquote möglichst gering zu halten, habe ich zwei Controller engagiert. Glücklicher Weise - oder auch fataler Weise - haben beide keine Fehler in meinen Prognosen gefunden. Es musste also gehandelt werden.
Gleichzeitig war ich in Prozesse eingebunden, die andere Schulen betrafen und bei denen ich als Controller gefragt war. Das Interessante dabei waren die vielen Kooperationspartner. Es war aufwendig und kompliziert. Am Ende haben wir es dann doch geschafft und wie sich später herausstellte, auch zurecht. Leider haben dabei aber auch einige Beziehungen gelitten, die beim Ringen um den Erfolg teilweise überstrapaziert wurden. Dennoch sind die Konzepte und deren inhaltliche Deutung weitreichend: Sachttenstunden, in denen ganze Klassen eigenständig arbeiten, nur begleitet von Lehrern, die sich selbst vorbereiten. Arbeitszeitmodelle, in denen Unterricht, Vorbereitung, Betreuung und Verwaltung in Jahresarbeitszeiten gemessen werden, weil sie von einer einzigen Person in unterschiedlichen Rollen durchgeführt werden.
Der Verlust der Beziehungen ist besonders bedauerlich, zumal ich an dieser Stelle in anderen Jahren gerade neue aufbauen konnte. Die vielen Baustellen und deren immenses Verschlingen von Vertrauen haben stark an allen Beziehungen gezehrt. Für einige Menschen muss ich als verstärkt unzuverlässig gelten.
Zum Schuljahresende ging es wieder um die Schule. Nun war die ganze Phantasie gefragt um Lösungen für die im Kleid der Integration umherschleichende Inklusion und deren vernichtende Wirkung auf unsere Schülerzahl zu finden. Eines war klar: wir müssen Stellen einsparen. Da kam uns das kurzfristige Ausscheiden eines Lehrers gelegen. Nur: Wie diese Stelle besetzen? Alle in Frage kommenden Mitstreiter haben abgesagt. Und da kam es. Aus einer Laune heraus oder einer Eingebung folgend: ICH mache das!
Damit begann das Doppelleben als Lehrer und Geschäftsführer. Der einzige Trost war, dass aufgrund der kommenden wirtschaftlichen Misere und den schwierigen Verhandlungen Außerhalb, hätte ich als Geschäftsführer “alleine” sicher fürchterlichen Streß gehabt. Diesen hatte ich dann einfach auf mein Lehrerdasein verlagert.
Und Lehrer sein heißt heute: Alles das vorfinden, was früher auch war, nur mit einer unendlichen Geduldsprobe verbunden. Also Lesen ohne Ende, Vorbereiten, Unterricht. Und: Gespräche, Urteile abbauen und Vertrauen aufbauen. Was ich in einem Monat erreichen wollte, habe ich in drei Monaten nicht geschafft. Eine wirkliche Probe fürs Gemüt und die Persönlichkeit.
Wäre da nicht die liebevolle Unterstützung von Schulbüro, Kollegium, lieben Freunden und Familie gewesen, wer weiß, wann ich aufgegeben hätte?
Und dann zum Jahresende wieder die Vertrauensfrage. Dieses Mal nicht von mir ausgehend, sondern von den anderen und auf mich gerichtet. Sollte ich mich dem ausliefern? Habe ich etwas übersehen? Muss ich überall dabei sein? Kann ich auch mit einer Niederlage leben? Was macht mich traurig? Was wütend? Was lässt mich nicht schlafen? Zieht das nicht unnötig Kraft ab vom Unterricht? Kann ich da überhaupt noch etwas bewirken? Werde ich unsachlich? Was denken die Anderen von mir?
Das Ergebnis war zumindest vorübergehend bestätigend. 5:4 bei zwei Enthaltungen. Nicht gerade sehr eindeutig. Und doch, so glaube ich, deutlich genug um das zu erhalten, was alle eindeutig geschätzt hatten und was erlebbar war: Es gab mehr Gemeinsamkeiten als Störfaktoren und irgendwie ist die gesamte Gruppe zusammengewachsen.
Im vergangenen Jahr musste ich neue Strategien für den Erhalt meiner Gesundheit finden. Diese fand ich in Neunkirchen im Fitness-Studio. Ich weiß nicht genau, wie oft ich dort anwesend war. Ich glaube aber, es waren etwa gleich viel Stunden wie auf dem Bürostuhl sitzend.
Am Ende frage ich mich, was ich gelernt habe: Ist es vielleicht: Es geht auch ohne mich? Oder: Ich bin nicht wichtig? Fehlt es an Kraft? Nein. Das Leben kann ein Geschenk sein. Dann, wenn man sich im “flow” befindet. Gerät (mein) System einmal aus den Fugen wird es unendlich schwer weiter zu bestehen. Dann kommt die Durchhaltephase. In den Momenten, in denen ich mich entbehrlich fühlte, war ich schon gescheitert. In jenen Momenten, in denen ich um den Erhalt bemühte, waren die Prozesse bereits fortgeschritten.
Man nennt das Prokrastination. Alles wird so weit herausgeschoben, bis es endlich kaum noch gelingen kann. Dann endlich, kurz vor Schluß, bemüht man sich darum und die Sache ist kurz vor dem Scheitern. Mit letzter Energie wird wieder gerichtet und geklärt, wobei die Beziehungen keiden, weil man zwangsweise übergriffig wird. Am Ende steht ein gezwungenes Ergebins, das wenig Charme hat und sich wenig vom Durchschnitt unterscheidet.
Ich habe mir über wenige Dinge so viele Gedanken gemacht, wie darüber, ob ich nicht zuviel arbeite. Und die Antwort ist immer wieder: Es liegt nicht an der Arbeit, sondern am Aufwand. Ich bin für einige Aufgaben einfach nicht vorbereitet. Dann gehe ich sie nicht gleich an und schon wird prokrastiniert. Scheinbar ist das eine geheime Strategie, die schlechte Ergebnisse in einem besseren Licht erscheinen lässt, da diese unter “schwierigen Bedingungen” entstanden sind.
Im letzten Jahr habe ich gelernt, dass nicht Konflikte für das Gemüt beherrschend sein dürfen, sondern die wenigen und glücklichen Stunden des Verständnisses. In diesem Jahr lernte ich Kapitel II: Verliere nie das Vertrauen in andere Menschen. Sie fragen eben nur das an, was frei gegeben werden kann und sie wollen nicht eine flatrate, sondern behalten sich vor, das zu nehmen, was sie benötigen. In der Zwischenzeit ist Arbeit angesagt. Dieses Mal innere Stillarbeit. Sozusagen die Schattenstunde der Selbstentwicklung.
Es war (m)ein Jahr des Konfliktes. Immer wieder habe ich die weisen Worte eines ehemaligen Vorstandes unseres Schulvereines erinnert: “Nicht jeder Konflikt muss im Streit enden”. Und so wie sich die Konflikte im Äußeren Leben zeigten, begleitet durch Naturkatastrophen und wirklich sichtbar unfähige Politiker, zeigten sich diese auch in meinem Arbeitsleben.
Oft fand ich nicht die Kraft (ich schiebe das gerne auf die “Zeit”), um diese Konflikte anzugehen. So gab es gehäuft Situationen, in denen schließlich das eintrat, was ich befürchtet hatte und das abwendbar gewesen wäre, hätte man nur früher nach meinem Rat gehandelt. Und doch hätten die betroffenen Menschen nicht das gelernt, was sie auf diese Weise lernten.
Begonnen hat in diesem Jahr alles mit einer Vertrauensfrage, die - zumindest bei mir - vieles geklärt hat. Das war, wie immer wenn es um das Lernen geht, schmerzhaft. Nach vielen Monaten kann ich noch immer nicht sagen, ob ich nun den Menschen um die es ging vertrauen kann. Ich bin mir aber sicher, dass es sich doch immer wieder lohnt einen gewissen Vertrauensvorschuss aufzubauen, auch um sich das mögliche Erlebnis des “sich getäuscht habens” nicht entgehen zu lassen. Auch sehr lehrreich und eben wieder schmerzhaft.
Nach dem diese Fragen einigermaßen geklärt waren, gab es Unsicherheiten bei der Finanzierung unserer Schule. Um die Fehlerquote möglichst gering zu halten, habe ich zwei Controller engagiert. Glücklicher Weise - oder auch fataler Weise - haben beide keine Fehler in meinen Prognosen gefunden. Es musste also gehandelt werden.
Gleichzeitig war ich in Prozesse eingebunden, die andere Schulen betrafen und bei denen ich als Controller gefragt war. Das Interessante dabei waren die vielen Kooperationspartner. Es war aufwendig und kompliziert. Am Ende haben wir es dann doch geschafft und wie sich später herausstellte, auch zurecht. Leider haben dabei aber auch einige Beziehungen gelitten, die beim Ringen um den Erfolg teilweise überstrapaziert wurden. Dennoch sind die Konzepte und deren inhaltliche Deutung weitreichend: Sachttenstunden, in denen ganze Klassen eigenständig arbeiten, nur begleitet von Lehrern, die sich selbst vorbereiten. Arbeitszeitmodelle, in denen Unterricht, Vorbereitung, Betreuung und Verwaltung in Jahresarbeitszeiten gemessen werden, weil sie von einer einzigen Person in unterschiedlichen Rollen durchgeführt werden.
Der Verlust der Beziehungen ist besonders bedauerlich, zumal ich an dieser Stelle in anderen Jahren gerade neue aufbauen konnte. Die vielen Baustellen und deren immenses Verschlingen von Vertrauen haben stark an allen Beziehungen gezehrt. Für einige Menschen muss ich als verstärkt unzuverlässig gelten.
Zum Schuljahresende ging es wieder um die Schule. Nun war die ganze Phantasie gefragt um Lösungen für die im Kleid der Integration umherschleichende Inklusion und deren vernichtende Wirkung auf unsere Schülerzahl zu finden. Eines war klar: wir müssen Stellen einsparen. Da kam uns das kurzfristige Ausscheiden eines Lehrers gelegen. Nur: Wie diese Stelle besetzen? Alle in Frage kommenden Mitstreiter haben abgesagt. Und da kam es. Aus einer Laune heraus oder einer Eingebung folgend: ICH mache das!
Damit begann das Doppelleben als Lehrer und Geschäftsführer. Der einzige Trost war, dass aufgrund der kommenden wirtschaftlichen Misere und den schwierigen Verhandlungen Außerhalb, hätte ich als Geschäftsführer “alleine” sicher fürchterlichen Streß gehabt. Diesen hatte ich dann einfach auf mein Lehrerdasein verlagert.
Und Lehrer sein heißt heute: Alles das vorfinden, was früher auch war, nur mit einer unendlichen Geduldsprobe verbunden. Also Lesen ohne Ende, Vorbereiten, Unterricht. Und: Gespräche, Urteile abbauen und Vertrauen aufbauen. Was ich in einem Monat erreichen wollte, habe ich in drei Monaten nicht geschafft. Eine wirkliche Probe fürs Gemüt und die Persönlichkeit.
Wäre da nicht die liebevolle Unterstützung von Schulbüro, Kollegium, lieben Freunden und Familie gewesen, wer weiß, wann ich aufgegeben hätte?
Und dann zum Jahresende wieder die Vertrauensfrage. Dieses Mal nicht von mir ausgehend, sondern von den anderen und auf mich gerichtet. Sollte ich mich dem ausliefern? Habe ich etwas übersehen? Muss ich überall dabei sein? Kann ich auch mit einer Niederlage leben? Was macht mich traurig? Was wütend? Was lässt mich nicht schlafen? Zieht das nicht unnötig Kraft ab vom Unterricht? Kann ich da überhaupt noch etwas bewirken? Werde ich unsachlich? Was denken die Anderen von mir?
Das Ergebnis war zumindest vorübergehend bestätigend. 5:4 bei zwei Enthaltungen. Nicht gerade sehr eindeutig. Und doch, so glaube ich, deutlich genug um das zu erhalten, was alle eindeutig geschätzt hatten und was erlebbar war: Es gab mehr Gemeinsamkeiten als Störfaktoren und irgendwie ist die gesamte Gruppe zusammengewachsen.
Im vergangenen Jahr musste ich neue Strategien für den Erhalt meiner Gesundheit finden. Diese fand ich in Neunkirchen im Fitness-Studio. Ich weiß nicht genau, wie oft ich dort anwesend war. Ich glaube aber, es waren etwa gleich viel Stunden wie auf dem Bürostuhl sitzend.
Am Ende frage ich mich, was ich gelernt habe: Ist es vielleicht: Es geht auch ohne mich? Oder: Ich bin nicht wichtig? Fehlt es an Kraft? Nein. Das Leben kann ein Geschenk sein. Dann, wenn man sich im “flow” befindet. Gerät (mein) System einmal aus den Fugen wird es unendlich schwer weiter zu bestehen. Dann kommt die Durchhaltephase. In den Momenten, in denen ich mich entbehrlich fühlte, war ich schon gescheitert. In jenen Momenten, in denen ich um den Erhalt bemühte, waren die Prozesse bereits fortgeschritten.
Man nennt das Prokrastination. Alles wird so weit herausgeschoben, bis es endlich kaum noch gelingen kann. Dann endlich, kurz vor Schluß, bemüht man sich darum und die Sache ist kurz vor dem Scheitern. Mit letzter Energie wird wieder gerichtet und geklärt, wobei die Beziehungen keiden, weil man zwangsweise übergriffig wird. Am Ende steht ein gezwungenes Ergebins, das wenig Charme hat und sich wenig vom Durchschnitt unterscheidet.
Ich habe mir über wenige Dinge so viele Gedanken gemacht, wie darüber, ob ich nicht zuviel arbeite. Und die Antwort ist immer wieder: Es liegt nicht an der Arbeit, sondern am Aufwand. Ich bin für einige Aufgaben einfach nicht vorbereitet. Dann gehe ich sie nicht gleich an und schon wird prokrastiniert. Scheinbar ist das eine geheime Strategie, die schlechte Ergebnisse in einem besseren Licht erscheinen lässt, da diese unter “schwierigen Bedingungen” entstanden sind.
Im letzten Jahr habe ich gelernt, dass nicht Konflikte für das Gemüt beherrschend sein dürfen, sondern die wenigen und glücklichen Stunden des Verständnisses. In diesem Jahr lernte ich Kapitel II: Verliere nie das Vertrauen in andere Menschen. Sie fragen eben nur das an, was frei gegeben werden kann und sie wollen nicht eine flatrate, sondern behalten sich vor, das zu nehmen, was sie benötigen. In der Zwischenzeit ist Arbeit angesagt. Dieses Mal innere Stillarbeit. Sozusagen die Schattenstunde der Selbstentwicklung.